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W. Wetzig

Die Kunst des Findens von Kompromissen

Wenn verschiedene Interessen aufeinandertreffen, kommt es schnell zu Konflikten. Die einen möchten das Bevölkerungswachstum der Stadt unterstützen, indem sie die neuen Wohngebiete „Am Wäldchen-Süd“ und „Johanneshof“ entwickeln wollen. Die anderen möchten weiter in ihrer Idylle leben und mögliche Störfaktoren verhindern. Dabei gehe ich mal davon aus, dass die zweitgenannte Interessengruppe Ziele verfolgt, die nicht nur dem Schutz der Abgeschiedenheit ihrer Wohnlage dienen, sondern ernsthafte Bestrebungen zum Natur- und Umweltschutz in die Motivation einfließen lassen. Kann man beide Interessen in Einklang bringen?

Diese Frage haben die Stadtverordneten zu entscheiden, wenn es um die neu zu planenden Wohngebiete geht. Es verwundert nicht, dass beide Projekte heftigen Widerspruch hervorrufen und sich schnell eine Bürgerinitiative bildete. Anfänglich war zu hören, dass man die Projekte kritisch begleiten wolle, um die Interessen der AnwohnerInnen und der Natur einzubringen. Mittlerweile ist nur noch die Rede davon, die Projekte zu verhindern. 

Auf der Stadtverordnetenversammlung am 1. Juni dieses Jahres habe ich in einem Redebeitrag versucht klarzumachen, dass den Stadtverordneten die Entscheidung leichter fallen würde, wenn es ein Gesamtentwicklungskonzept gäbe, das die Entwicklung des Wohnungsbaus und der notwendigen Infrastruktur darstellt. Da das fehlt, machen sich Stadtverordnete und Anrainer besagter Gebiete ein eigenes Bild und entwickeln die daraus resultierenden, sicher in vielen Fragen berechtigten Sorgen.  

Gibt es ein Recht auf einen Status quo im Wohnumfeld? Wenn ja, warum wohnen dann StrausbergerInnen nicht mehr innerhalb der alten Stadtmauern?

Gibt es eine Pflicht der Stadt, einer Bevölkerungsentwicklung Vorschub zu leisten? Wenn nicht, warum steckt die Stadt dann so viel Geld in die Erweiterung und den Neubau von Kindergärten und Schulen?

Sollten sich die BewohnerInnen der Wriezener Straße zusammentun, um eine weitere Wohnbebauung auf den vorgesehenen Arealen im südlichen Teil der Straße und das damit verbundene, sicher stark anwachsende Verkehrsaufkommen zu verhindern? Oder findet man einen Weg, gemeinsam die Probleme einer wachsenden Stadt zu lösen?

Dazu bedarf es sicher erst mal konkreter Planungen, die in den zuständigen Behörden begutachtet werden können und dann in der Phase der Bürgerbeteiligung von den verschiedenen Interessengruppen beinflussbar sind. Die Beinflussbarkeit der Projekte verlangt natürlich auch seitens der Behörden, die Stadtverwaltung eingeschlossen, eine gewisse Bereitschaft, Kompromisse zu schließen.

Ein Beispiel? Das ist momentan schlecht, weil bei der Frage „Zufahrt zur Kindernachsorgeklinik“ gerade das nicht praktiziert wird, auch weil es ein noch zu frühes Stadium der Planung ist. Aber die Befürchtungen der AnwohnerInnen „Jenseits des Sees“, dass es in einem fortgeschrittenen Stadium für die Berücksichtigung von Anwohnerinteressen zu spät sein könnte, kann ich irgendwie nachvollziehen. Und die GegnerInnen der neuen Wohngebiete befürchten das in ihrem Falle auch.