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B. Putzger

IMPULSE - Zuschrift zum Gedenktag der Opfer des Faschismus

Liebe Freunde,

gestatten Sie mir ein paar persönliche Worte anlässlich des bundesweiten Gedenkens an die Opfer des Faschismus im umfassenden Sinne.

Ich empfinde es als unsere Pflicht, ihre Würdigung damit zu verbinden, alle Menschen nachdrücklich vor der erschreckenden Rechts-Entwicklung in Deutschland und Teilen Europas zu warnen. Wie ernst haben wir vor ca. einem halben Jahrhundert Brecht mit seiner Warnung wahrgenommen? „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“ - großer, weiser Bertolt Brecht!

Ich bin mittlerweile 85 Jahre alt, verheiratet, Mutter von drei Kindern und habe 8 Enkel sowie 6 Urenkel. Sie sind die Freude unseres Alters. Sie lasen die Sonne für uns scheinen, auch in trüben Zeiten! Große Sorge erfüllt mich, wenn ich an ihre Zukunft denke.  

Unser Blauer Planet ist total aus den Fugen geraten. Es gibt Menschen, die wissen nicht, was sie tun. Bestimmten Politikern ist diese Situation willkommen, um ihr braunes Gift in die Hirne der Menschen zu spritzen und selbstbewusst zu behaupten, dass sie für ein besseres Deutschland streiten.

Was für ein Deutschland meinen sie? Das großdeutsche Reich von der Maas bis an die Memel? Nein danke! Dessen Machtgelüste haben wir schmerzlich erlebt, und viele haben das nicht überlebt.

Ich bekam die Folgen faschistischer Verbrechen als 14-jähriges Mädchen selbst hautnah zu spüren, als anglo-amerikanische Fliegerverbände in der Faschingsnacht 1945 und dem darauffolgenden Aschermittwoch rund 3 000 Tonnen Bomben, 250 Feuerstrahlbomben und 40 000 Stabbrandbomben auf meine Heimatstadt Dresden warfen. Mindestens 35 000 Männer, Frauen und Kinder bezahlten das Inferno mit ihrem Leben. Es genügten drei unmittelbar aufeinanderfolgende Angriffe, um darüber hinaus den barocken Glanz des einmaligen Elbflorenz und die gesamte Innenstadt mit großen Wohngebieten auszulöschen.                                                                                                                                              Begleitet wurde das unbeschreibliche Verbrechen von Minuten, die sich wie endlose Stunden anfühlten, in denen wir in unserem Luftschutzkeller angsterfüllt, einander in den Armen liegend, das Pfeifen und Einschlagen der Bomben wahrnahmen und um unser Leben zitterten. Gebete drangen zum Himmel, die erbaten, dass dieser verfluchte Krieg endlich aufhören soll. Einige artikulierten: „Lieber wollen wir trocken Brot essen, aber das soll endlich aufhören.“  Die Nerven der Menschen lagen total blank. Der vom deutschen Faschismus entfachte Weltbrand war in unser Land zurückgekehrt. Endlich kam die Entwarnung. Die Bombengeschwader hatten ihre todbringende Ladung über unserer Stadt abgeworfen und befanden sich auf dem Rückflug zu ihren Ausgangsstützpunkten, vielleicht auch zu ihren Familien. Wir krochen aus unserem Keller. Der Weg war beschwerlich, denn über uns brannte unser Haus lichterloh. Das Gebälk krachte und stürzte nach und nach in sich zusammen. Mein junges Leben hing am seidenen Faden, denn unmittelbar nachdem ich ins Freie getreten war, prasselte ein brennender Dachbalken auf meinen Fluchtweg. Obdachlos standen wir mit einem Köfferchen, in dem sich unsere persönlichen Dokumente und einmal Kleidung zum Wechseln befanden, vor den Trümmern unseres Lebens und dem  Flammenmeer unserer schönen Stadt Dresden. Wir waren so erstarrt, dass wir nicht einmal weinen konnten.

Dieses furchtbare Erlebnis hat mich traumatisiert und begleitet mich bis heute. Der Ton von Sirenen tut mir noch heute körperlich weh.

Wer will es unserer Generation verübeln, dass wir nach unseren Erfahrungen, die uns ursächlich der Faschismus bescherte, nach einer Alternative für ein glückliches Leben ohne Krieg und Gewalt  strebten? Sie bestand für uns einzig und allein in der Übernahme der Macht durch das Volk.                                      Dankbar nahmen wir die Angebote der aus den Konzentrationslagern und Gefängnissen heimkehrenden Antifaschisten an und engagierten uns für deren Ideale. Das war die Grundlage für unser erfülltes Leben in der DDR. 

Die DDR und deren Untergang sind ein anderes Thema und würden den Rahmen dieser Veranstaltung sprengen. Sicher sind Zeitzeugen unter Ihnen, die ähnliche oder noch schlimmere Erinnerungen an den Faschismus und den von ihm vom Zaun gebrochenen furchtbarsten Krieg des 20. Jahrhunderts haben. Ich rufe alle Zeitzeugen nachhaltig dazu auf, unser Wissen unsere Erfahrungen sowohl mit dem Faschismus und  dem Weltkrieg, als auch mit der DDR, der BRD und der internationalen Politik an die junge Generation weiterzugeben, gewissenhaft ihre Fragen zu beantworten, um sie vor dubiosen Geschichtsschreibern zu bewahren.

Wir tun es, indem wir unseren Kindern, Enkeln und Urenkeln aus unserem Leben erzählen und Erinnerungen an besondere und wissenswerte Momente unseres Lebens aufschreiben. Neben vielen familiären Begebenheiten sind das Beschreibungen gesellschaftlicher Verhältnisse und unsere Sicht auf die nationale und internationale Politik. Vor allem versuchen wir sie anzuregen, alle Dinge der Wissenschaften und der Politik nachdrücklich und kritisch zu hinterfragen und immer zum Kern, zur Ursache der Veröffentlichungen und Aussagen von meinungsbildenden Organen vorzudringen. Selbst ein Genie wie Karl Marx brachten seine Zweifel zu weltverändernden  Erkenntnissen.

Ich rufe alle lebens- und politisch erfahrenen Seniorinnen und Senioren dazu auf, ihr Wissen und ihre Lust am Leben an die uns nachfolgenden Generationen weiterzugeben. In Anbetracht dessen, dass sich die Frage von Krieg und Frieden mit neuen Bedrohlichkeiten stellt, ist es höchste Zeit, unser Kräfte zu bündeln, unsere Stimme zu erheben und den Brandstiftern Paroli zu bieten, ehe es wieder zu spät ist.

Auf diese Weise ehren wir das Vermächtnis der Opfer des Faschismus am ehesten! 


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Mit Rechtsanwalt Karsten Knobbe und Team

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Gedanken über die Welt, in der unsere Nachkommen leben werden

Die Sammlung der Gedanken vom Juni 2018 kann hier heruntergeladen werden. Die Autoren freunen sich wie immer über Feedback und Kommentare


Standpunkte zur sicherheitspolitische Lage (Stand  2017)

Der Diskussionszirkel Friedenspolitik hat ein Standpunktepapier zur internationalen sicherheitspolitischen Lage erstellt, das hier heruntergeladen werden kann. Es wird zu gegebenen Anlässen aktualisiert. Die Autoren freuen sich über Feedback und Kommentare.